Tagesordnungspunkt 11: „Der Rat der Stadt Meinerzhagen stimmt dem Antrag zu.“

13.06.2021 20:48

Mit dieser Entscheidung des Rates der Stadt Meinerzhagen am 31.05.2021 haben die Schülerinnen und Schüler des Q1 Projektkurses „Jüdisches Leben in Meinerzhagen“ ihr Ziel erreicht: die Voraussetzung für die Verlegung der fehlenden neun Stolpersteine in Meinerzhagen zu schaffen. Fast acht Jahre nach der Verlegung der ersten Stolpersteine im Juni 2013 kann somit bald aller jüdischer Opfer aus Meinerzhagen gedacht werden, die  während der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933-1945 ihre Heimat verloren, flüchteten oder in Konzentrationslagern den Tod fanden.

 

 

Zu Beginn des Projektkurses war für uns nicht abzusehen, dass der 31. Mai 2021 ein besonderes Datum werden würde. Als wir uns am Anfang gemeinsam mit dem Kursleiter Dietmar Först überlegt haben, welche Inhalte wir das nächste Jahr behandeln wollen, lag unser Fokus zuerst auf den Biografien der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir setzten uns mit den Lebensumständen der damaligen Zeit, der politischen Situation und den Folgen für die Opfer auseinander. Dabei wurde uns schnell deutlich, dass die Erinnerung aufrechterhalten und gegen das Vergessen gehandelt werden muss.

 

Besonders eignen sich dazu die so genannten Stolpersteine. Diese 10 × 10 cm großen, im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln aus Messing sind mit per Hand eingeschlagenen Lettern beschriftet und von einem 10 cm hohen Betonwürfel getragen. Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster des jeweiligen Gehwegs eingelassen. In Meinerzhagen gibt es 8 Orte, an denen bislang 38 Stolpersteine verlegt wurden. Allerdings gibt es noch zwei Orte, an denen die Stolpersteine noch fehlen. Unser Ziel war es also, für die Füllung dieser „Stolperstein – Lücke“ zu sorgen.

 

So nahmen wir unter anderem Kontakt zu Yvonne Daniel auf. Sie ist 76 Jahre alt und Enkelin von Nathan Stern, dessen Familie damals Zum Alten Teich 2, mitten in Meinerzhagen wohnte. Sie freute sich sehr über unsere Bemühungen, auch ihrer Familie das angemessene Gedenken zu ermöglichen und war von unserem Einsatz sehr gerührt. Besonders motivierte uns ihre Ankündigung, bei einer möglichen Verlegung der Stolpersteine für ihre Familie persönlich aus den USA anreisen zu wollen, um der Verlegung beizuwohnen. Voraussetzung hierfür war aber die Zustimmung des Rates der Stadt Meinerzhagen, die Verlegung der fehlenden neun Steine vornehmen zu dürfen. Dieses bedurfte aber eines formellen Antrags.

 

 

Gesagt - getan: Besagten Antrag überreichte der Projektkurs dann am 6. Mai an den Bürgermeister der Stadt Meinerzhagen, Jan Nesselrath. Direkt zur nächsten Ratssitzung am 31. Mai fanden wir uns damit als „Tagesordnungspunkt 11“ auf der Agenda wieder. Viele Mitschülerinnen und Mitschüler des Projektkurses nutzten die Chance, persönlich im Otto-Fuchs-Saal der Stadthalle anwesend zu sein. Natürlich war die Freude groß, als die Mehrheit des Rates den Antrag annahm. Die fehlenden neun Stolpersteine können nun an den verbliebenen zwei Orten verlegt werden.

 

Zukünftig wird also an den Gebäuden Zum Alten Teich 2 an Nathan, Rosa, Hugo, Hedwig und Paula Stern, sowie an der Hauptstraße 32 an Emil, Paula, Hans und Herbert Stern erinnert.

 

Die Verlegung der Stolpersteine ist bereits in Planung und der Projektkurs wirkt dabei intensiv mit. Sie wird am 2. Oktober dieses Jahres stattfinden.

 

Wir freuen uns ganz besonders auf das persönliche Treffen mit Yvonne Daniel.

 

 

Laurenz Habbel, Q1

Projektkurs „Jüdisches Leben in Meinerzhagen“

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