„Je langsamer, desto schneller“: Theater-AG präsentiert „Momo“

07.05.2024 18:14

Die 20 Schüler:innen der Theater-AG führten an drei Abenden in der Aula ihre Interpretation des Romans „Momo“ von Michael Ende auf. In monatelanger Arbeit haben sie den 300-Seiten-Roman in ein ebenso unterhaltsames wie nachdenkliches Stück umgewandelt.

 

 

Auf einer von Ranken übersäten Bühne in antikem Dekor (Bühnenbild: Melanie Vollmann) entführten uns die Schüler:innen in ihren extravaganten Kostümen in eine Welt, die der uns bekannten doch so ähnelt.

Denn das Theater, das sei aus der Zeit gefallen, und doch spielt es im Hier und Jetzt, behauptete Herr Erdmann, Leiter der Theatergruppe, in seiner Einführung zum Stück. Wie wir heutzutage die „Frage der Zeit“ angehen können, das zeigt uns „Momo“ (Erzählerin: Kayra Emrecan).

 

 

Wir sehen ein kleines Mädchen, die durch weiten eines Amphitheaters irrt. Man kennt sie bloß als „Momo“ (Milena Gugenheimer). Woher sie kommt oder wie lange sie schon lebt, ist keinem bekannt. Doch wichtig ist nur, dass sie da ist. In ihrer endlosen Lebenszeit schließt sie stets neue, einzigartige Freundschaften. Die da sind: Der junge Gigi, ein Märchenerzähler (Lea Sinn), aus dem einmal was Großes werden soll. Der alte Straßenfeger Beppo (Imane Maatalla), der immer nur den nächsten Schritt vor Augen hat. Und eine kleine Gruppe von Kindern (Alene Rasche, Milena Dinstühler, Sophie Würsig, Amelie Würsig, Orjana Gashi). Genau wie für Momo ist das Amphitheater ihre Unterkunft. Wir erfahren, dass Momo eins kann, und das ist Zuhören. Auch wenn die Eltern keine Zeit für die Kinder haben, ist Momo für sie da.

 

 

Denn: Zeit ist Leben und Leben ist im Herzen … doch, was ist ihr Wert, wenn wir nur soundsoviel davon haben? Wie würden wir sie einteilen, wären wir wie Frau Fusi (Frida Penninger) eine einfache Friseurin, für die Zeit Geld bedeutet? Zu ihrem Glück statten die streng gekleideten „Grauen Herren“ von der Zeitsparkasse (Merle Birkner, Esther Gundermann, Jiali Zhang, Kira Nettlenbusch, Djamel Lounaouci, Laura Schmidt) ihr einen Besuch ab. Wir sehen sie um ihre Zeit verhandeln: Würde sie doch nur ihre ganze Zeit für die Arbeit geben, jeden restlichen Zeitvertreib rausstreichen, so würde sie keine kostbare Zeit verlieren.  

 

 

Wie es dieser Frau ergeht, so fühlen sich viele Menschen in der rasanten Großstadt, vielleicht auch wir selbst. Auch Momo wird eines Tages von einem dieser ominösen Herren besucht. Jedoch kann dieser sie nicht überzeugen, denn Momo sieht, wie es ihren Freunden ergeht. Eine Welt, in der keiner mehr Zeit füreinander hat, akzeptiert sie nicht. Momo berichtet ihren Freunden, dass diese Herren versuchen, die Zeit der Menschen zu stehlen. Ohne Erfolg versuchen sie, nicht nur Bürger der Großstadt wie Nino und Nico (Alvina Demidenko, Emily Feuerhack) darauf aufmerksam zu machen, sondern ziehen auch lautstark durch das Publikum. Zeitgleich sind nun auch die Grauen Herren hinter Momo her, denn ihre Existenz muss unter allen Umständen geheim bleiben.

 

 

Momo muss fliehen. Die Schildkröte Kassiopeia (Madita Hecker) will ihr helfen. Wir sehen sie in die Heimat des Zeitmeisters Hora (Maja Zierach) reisen. Dorthin können die Grauen Herren ihnen nicht folgen. Je langsamer sie sich dorthin begeben, desto schneller kommen sie an.

 

 

An dem Ort, an dem alle Zeit der Menschen liegt, sehen wir Momo mit Meister Hora in ihr eigenes Herz schauen. Dort haust auch ihre Lebenszeit. Doch bevor der Meister ihr helfen kann, muss erst ein wenig Zeit vergehen. Bis Momo aus der Welt der Zeit zurückkommt, hat sich die Welt verändert. Niemand scheint Zeit zu haben, um Momo zuzuhören. Auch Gigi, der nun seinen Traum lebt, hat sein gehetztes Leben satt. Der Plan der Grauen Herren ist aufgegangen; Wir sehen Momo ganz auf sich allein gestellt. Die Zeit all ihrer Freunde haben sie geklaut. Wenn sie ihre Freunde retten will, verlangen die Herren, dass Momo sie zum Meister Hora führt.

 

 

Doch der Meister und Kassiopeia haben Momo versprochen, ihr zu helfen. Zusammen stellen sie die Zeit für eine Stunde ab. Ohne sie lösen sich auch die Grauen Herren auf, die nur durch die Zeit anderer Menschen existieren konnten. Endlich sehen wir die kleine Momo mit ihren Freunden wiedervereint. Sie schafft es, das trübe Grau aus den Geistern der Menschen zu treiben.

 

 

Mit Momo lehrt uns die Theater-AG (Inszenierung: Thomas Erdmann und Daniel Romero Bustillo, Lichtregie: Eva Vollmann), dass es manchmal besser ist, Schritt für Schritt durchs Leben zu gehen.

 

Text: Emine Balta (Q1)

Fotos: Amelie Renschler (10A), Herr Romero

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