Eine kleine Maus entdeckt Weihnachten

03.12.2023 12:00

Eine brennende Kerze erhellt eine dunkle Ecke mit ihrem flackernden Licht. “Hallo kleine Maus, was möchtest du denn hier?” – “Guten Tag, liebe Kerze”, erwidert die Maus. Wie die Maus zur Kerze kam, erzählt Johanna Tews (10A) in ihrer Weihnachtsgeschichte.

 

 

Sie huscht über den Weihnachtsmarkt, die Schnurhaare hoch in die Luft gestreckt. Ab und an bleibt sie stehen und beobachtet die großen Menschen, die an ihr vorbeilaufen. Erschrocken springt die kleine Maus zur Seite, ein riesiger Schuh hätte sie fast erwischt! Was ist das hier bloß? Alles riecht so lecker, aber alle sind so in Eile! denkt sie und verkriecht sich unter einem gut duftenden Keksstand. “Sammy! Sammy, komm sofort her!” hört sie die Frau rufen, der die Bude gehört. “Ich habe so viele Kunden hier, komm sofort her, ich brauche deine Hilfe!” “Mama, warte kurz!” kommt eine Stimme aus dem hinteren Teil des Ladens. Verärgert ruft die Frau weiter: “Merkst du denn nicht, dass ich sofort deine Hilfe brauche? Wir verdienen heute so viel wie noch nie! Du kommst jetzt sofort her!”

 

Der kleinen Maus wird es zu laut. Sie huscht weiter, vorbei an den lärmenden Menschen, vorbei an leuchtenden Lichtern und vorbei an einem glitzernden Tannenbaum. Bei einem Spielzeugstand bleibt sie stehen. Hier sind nur wenige Menschen. Die Maus kauert sich neben einen goldenen Stern, der auf dem Boden liegt. Versteckt in Tannengrün beobachtet sie die Menschen, wie sie geschäftig hin und her laufen. Ein Mann sieht sich die verschiedenen Spielsachen an. “Hätten Sie vielleicht etwas für einen sechsjährigen Jungen? Es ist immer sehr schwer, für meinen Sohn ein Geschenk zu finden.” Der freundliche Verkäufer lächelt ihn strahlend an. “Aber selbstverständlich. Würde Ihrem Sohn eine Ritterburg gefallen? Sie ist aus Echtholz und auch nicht teuer!” Der Mann überlegt einen Augenblick. “Hätten Sie noch etwas anderes? Wir haben ihm schon letztes Jahr eine Ritterburg geschenkt.” “Natürlich, wie wäre es mit einer ferngesteuerten Drohne? Oder einer Carrera-Bahn?” “Ich glaube, die Drohne würde ihm sehr gefallen, wie teuer wäre die denn?” “59.99 Euro.” “So teuer? Ich bezahle höchstens 30 Euro!” empört sich der Mann. Der Ladenbesitzer schüttelt den Kopf. “59.99 Euro. Keinen Cent weniger.”

 

Die beiden streiten noch eine Weile weiter, aber die Maus hat schon einen weiteren interessanten Stand entdeckt. Langsam trippelt sie an ein Häuschen, das Mützen und Mäntel zum Verkauf anbietet. Als sie sich an die kalte Holzwand lehnt, hört sie ein Gespräch zwischen zwei älteren Damen, die sich in der Abteilung der Mäntel umsehen. “Es ist so kalt geworden.” meint die eine zu der anderen und fährt sich mit einem Taschentuch über die rote Nase. “Sehr kalt”, erwidert die Frau. “Wie gut, dass mir mein Mann letztens neue Handschuhe gekauft hat.” – “Mein Mantel ist gestern an einem Haken hängen geblieben!”, beschwert sich die ältere Dame. “Jetzt ist dort ein großes Loch zu sehen! Ich brauche dringend einen neuen!”

 

Die kleine Maus wird ein wenig müde. Sie beschließt, sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen, um sich auszuruhen, doch egal, wohin sie huscht, überall ist es laut, hektisch und schnell. Musik tönt aus allen Lautsprechern, nirgendwo ist ein stilles Plätzchen. Da steht sie plötzlich vor einem großen Gebäude. Verwundert schaut sie auf die große Tür, den hohen Turm mit dem spitzen Dach, dem Kreuz und der riesigen Uhr. Als sie sich durch einen kleinen Spalt in das Innere zwängt, umfängt sie eine seltsame Ruhe. Mehrere Reihen Bänke sind aufgestellt. Vorne ist eine kleine Erhebung, sie sieht aus wie eine Bühne, findet die Maus. Ein Rednerpult steht dort, auf dem Rednerpult entdeckt sie ein Kreuz. Neben dem Pult sind weitere Bänke aufgestellt. Ihr Blick schweift zu den großen Fenstern, sie lassen Licht in die Kirche, aber in einigen Ecken ist es immer noch dunkel. Die Maus dreht sich ein wenig. Ein Bild hängt an der Wand. Ein kleines Kind in einer Krippe. Die Kirche ist leer. Hier herrscht Stille, Ruhe, Frieden.

 

Ein leises Geräusch lässt die kleine Maus aufschauen. Eine brennende Kerze erhellt eine dunkle Ecke mit ihrem flackernden Licht. “Hallo kleine Maus, was möchtest du denn hier?”, wird sie freundlich von derselben begrüßt. “Guten Tag, liebe Kerze”, erwidert die Maus. “Ich wollte ein wenig Ruhe haben von all den vielen Menschen, die dort draußen so hektisch sind.” – “Das ist der Weihnachtsmarkt”,  meint die Kerze sanft. “An Weihnachten sind die Menschen oft so hektisch.” – “Aber warum? Warum feiern die Menschen Weihnachten? Ist das nicht das Fest der Liebe?” – “Richtig. An Weihnachten ist etwas viel Wichtigeres passiert, als den meisten Menschen bewusst ist. Erzähl doch mal, was du erlebt hast.”

 

Die kleine Maus fängt an zu erzählen. Bald kommt sie zum Ende. Da meint die Kerze: “Weißt du, für die Menschen am Keksstand war Weihnachten nur Geld, für die Menschen an der Spielzeugbude war Weihnachten nur Geschenke und die alten Damen haben sich auf all die alltäglichen Dinge konzentriert, nur nicht auf Weihnachten. Dabei vergessen die Menschen, dass wir an Weihnachten das größte Geschenk schon bekommen haben.”

 

Sie zeigt auf das kleine Kind in der Krippe. “Weihnachten ist mehr als Geschenke und Feiern. Leider vergessen die Menschen das zu oft.”     

 

Text: Johanna Tews (Presseteam / Klasse 10A)

Foto: pixabay

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