Nicht mehr am EGM: Herr Conrad

19.06.2023 21:37

Das Lesezimmer, die Initiative „Lesefreundliche Schule“, Büchermarkt, Leseabende in der Aula und mehr: Herr Conrad hat unermüdlich dafür geworben und gearbeitet, Freude am Lesen zu verbreiten. Nach 34 Jahren geht er in Pension – und liest weiter.

 

 

Welche Fächer haben Sie unterrichtet?

Deutsch, Ev. Religion, Musik (in den Jg. 5, 6 und 7)

 

Wie viele Jahre haben Sie insgesamt unterrichtet? Und wie viele davon an unserer Schule?

Im September 1989 habe ich an dem Internatsgymnasium “Landesschule zur Pforte” in Meinerzhagen als Lehrer und Internatspädagoge angefangen. Nicht lange danach wurde das Internat geschlossen und später der gesamte Gebäudekomplex abgerissen. Heute ist dort grüne Wiese (der Inselberg). Seit 1992 unterrichte ich am EGM.

 

Was war Ihre schönste Erfahrung im Lehrerberuf?

Das kann ich nicht aufzählen!! Ich habe so viele wunderbare Begebenheiten erleben und Erfahrungen machen dürfen, dass ich immer gerne daran zurückdenken werde. Das betrifft Aktionen - größere und kleinere – mit Schüler:innen und beste Erfahrungen mit besten Kolleginnen und Kollegen. Exkursionen, Klassenausflüge, Wangerooge-Fahrten, Lesenächte (als ich noch jung war), Chorkonzerte, Konzerte mit der EGM-Rockband, Disco-Abende in der Aula für alle (in alten Zeiten) und vieles andere mehr, und immer wieder wunderbare menschliche Begegnungen mit Groß und Klein! Das waren ganz oft auch schöne, “kleine” Begebenheiten im “normalen” Unterricht und in außerunterrichtlichen Situationen. Und auf jeden Fall jeden Tag eine Überraschung!

 

Wenn Sie heute noch einmal einen Beruf wählen könnten, würden Sie wieder Lehrer werden?

Ich glaube, ja. (Oder Musiker in einer Soul-Band...? Komponist? Architekturgeschichte studieren? Jura? Wahrscheinlich doch wieder Lehrer ... mit denselben Fächern.)

 

Wollten Sie schon immer Lehrer werden?

Es war ursprünglich gar nicht mein Ziel, Lehrer zu werden. Aber nach dem Abitur musste ich mich entscheiden: werde (bzw. bleibe) ich Musiker oder mache ich “etwas Ordentliches”? Und weil ich – neben dem Musizieren - eine riesige Lust darauf hatte, mich in die Theologie (= Religion) zu stürzen und in die Germanistik (= Deutsch), dachte ich: “Komm, das passt”. Herrlich: den Dingen mal richtig auf den Grund gehen und studieren (ich habe auch Musik studiert) und hinterher damit auch noch sicheres Geld verdienen. Musik machen konnte ich ja noch nebenher. Und so kam es dann auch. Ich hatte mir vorgenommen, erst einmal 10 Jahre als Lehrer zu arbeiten, dann konnte man ja immer noch sehen, was passiert, und sich ggf. umentscheiden. Dass der Lehrerberuf mir von Anfang an so viel Freude bereitet hat, fand ich selbst überraschend. Aber die Gründe liegen auf der Hand: immer junge Leute um einen herum, immer neue Ideen, kreative Geister, jeden Tag neue Herausforderungen … und fachlich? Immer auf der Höhe der Zeit sein (müssen), aktuelle Trends kritisch verfolgen und ggf. im Unterricht behandeln – und da gibt es in meinen Fächern ständig etwas Neues! … und menschlich (und pädagogisch)? Ressourcen der Schülerschaft nutzen und mit engagierten Schüler:innen tolle Sachen auf die Beine stellen (SV, FUN, Rockband, Lesefreundliche Schule) … was willst du mehr? Deswegen war meine Entscheidung, Lehrer zu werden und zu bleiben, genau richtig (jedenfalls für mich).

 

Was würden Sie gerne verändern?

In der Schule sollte viel mehr Eigenständigkeit und Mündigkeit der Schüler:innen gestattet und gefördert werden. Es gibt solche pädagogischen Modelle auch in Deutschland (siehe z. B. https://schule-im-aufbruch.de; aktuell gibt es 99 solcher Schulen in Deutschland), aber das hat sich noch nicht überall herumgesprochen bzw. ist sehr, sehr schwierig umzusetzen (wenn es überhaupt alle Mitwirkenden der Schulgemeinschaft wünschen). Ziemlich demütigend finde ich auch die Vergabe von schlechten Noten, was aber – bei schlechten Leistungen eines Schülers bzw. einer Schülerin - laut Schulgesetz NRW unsere Pflicht ist. Das muss man sich einmal vorstellen: Dabei haben wir schon 1980 im Studium an der Universität gelernt, dass Noten unpädagogisch sind, und an dieser Lehrmeinung hat sich bis heute nichts geändert; auch heutige Lehramtsstudierende lernen das! Aber an der Notengebung in Schulen hat sich leider bis heute auch nichts geändert.

 

Was konnte man bei Ihnen "fürs Leben" lernen?

Das müsst ihr meine Schüler:innen fragen. Hoffentlich aber wenigstens dies: dass es Freude machen kann, sich in eine Sache/ein Thema richtig zu vertiefen, es zu verstehen, etwas (für sich selbst) daraus zu machen. Und vor allem dies: dass die Welt eine bessere ist, wenn wir freundlich, aufmerksam, höflich miteinander umgehen und zueinander ehrlich sind.

 

 

Foto: Amelie Renschler (9A)

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